Die Grafschaft Reichenbach

Die Grafschaft bezieht sich auf die Burg Reichenbach unweit der Stadt Hessisch Lichtenau, ca 35 km südöstlich von Kassel. Gozmar begründete die Linie 1089, die Stammburg wird schon 750 in deren Familienbesitz beurkundet als jene unter Pipin dem Jüngeren als Amtsgrafen eingesetzt worden waren. Aus dem Geschlecht der Reichenbacher gingen auch die Grafen von Ziegenhain hervor, die bis 1450 lebte. Die Linie der Reichenbacher starb schon 1279 aus.

Die Anfänge und deren Würdentitel

Gozmar legte den Grundstein für eine neue Burg an der Stelle an der schon die alte Burg stand. Die Erwähnung der alten Festung geht schon in das 5. Jahrhundert zurück, als Standort einer Wallburg der Chatten gegen die Hermunduren (germanischer Stamm vom Oberlauf der Elbe)-

Als erster Graf von Reichenbach wird Graf Gozmar I. (1045 - 1117) genannt, der Sohn Gozmars. Im Jahre 1108 wurde er zum Domvogt von Fulda ernannt, einen Titel den die Reichenbacher bis zu ihrem Niedergang innehatten und danach an das Ziegenhainer Geschlecht verliehen wurde. Durch ihre Stellung als Vögte von Fulda konnten die Reichenbacher ihre Besitzungen unter Rudolf I. und Gozmar II. weiter ausbauen. Sie dehnten es bis Ziegenhain und Wegebach (heutige Wüstung in der Gemarkung Schwalmstadt) aus. Gozmar II. verlegte den Stammsitz nach Wegebach und wurde dadurch der Stammvater der Ziegenhainer Adelslinie. Sein Sohn Gottfried I. verlegte den Stammsitz in die errichtete Burg in Ziegenhain und führte den Titel Domvogt zu Fulda weiter.

Poppo I., der seinen kinderlosen Bruder Rudolf I. beerbte, führte die Reichenbacher Linie weiter und baute das Herrschaftsgebiet der Reichenbacher zwischen Meißner und Rotenburg an der Fulda weiter aus, dies wurde erleichtert durch seine Stellung als Untervogt des Klosters Hersfeld und der Heirat mit Bertha von Felsberg

Vom Eintritt in den Deutschen Orden bis zum Niedergang

Heinrich III schenkte 1207 auf einem Fürstentag in Nordhausen als auch später auf einem Hoftag zu Würzburg die Schenkung des verlassenen Klosters an den Deutschen Orden bekundet. In Anwesenheit König Philipps von Schwaben und allen Vertretern der Reichenbacher und Ziegenhainer Zweige wurde die Schenkung beurkundet. Vier Jahre später wurde die Schenkung durch den Mainzer Bischhof Siegfried bestätigt nachdem er sie erst widerrufen hatte um sie selbst dem Orden Schenken zu können. Die errichtete Komturei zu Reichenbach gilt als erste Komturei auf deutschem Boden, lange bevor Marburg zur Kommende wurde. Zusammen mit seinen Söhnen Heinrich IV. und Gottfried III. dem Deutschen Orden bei.

Im Thronstreit zwischen König Philipp von Schwaben und Otto IV. standen sowohl die Ziegenhainer als auch die Reichenbacher auf der Seite der Staufer. Auch der Erbfolgestreit zwischen Hessen und Thüringen blieb allein der örtlichen Nähe geschuldet nicht ohne Folgen. Graf Wigger von Reichenbach folgte der Mutter Heinrich I. von Hessen Sophie von Brabant in den Kampf gegen Heinrich dem Erlauchten von Meißen. Dies beruht unter anderem auf der Tatsache, dass auch Sophie von Brabant als Gönnerin des Deutschen Ordens galt und dieser im Gegenzug Sophie unterstütze, als auch daran, dass die Reichenbacher selbst im Orden vertreten waren. Mit der Niederlage im Erbfolgekrieg und der Neuordnung der Grenzen verloren auch die Reichenbacher an Besitzungen.

Mit Gottfried dem III (bis 1279). starb die Linie der Reichenbacher aus, da der Graf von Reichenbach Wigger keinen Erbfolger hatte und Heinrichs Bruder Hermann früh verstarb. Die SchwesterLuitgart, Erbin der Herrschaft Waldeck, begründete durch die Heirat mit Vokwin II. von Schwalenberg die Linie der Waldecker. Die Besitzung der Reichenbacher selbst viel, bekräftigt in einem Vertrag mit Konrad von Thüringen (dem späteren Hochmeister des Deutschen Ordens) und Berthold I. von Ziegenhain, an die Landgrafen zu Hessen.

 

Quellen:

Historisches Lexikon der Deutschen Länder, Verlag C. H. Beck

Die Geschichte der Grafen von Nidda und Grafen von Ziegenhain, Nidda

Der Deutsche Orden, Beck München